Lebensmittelmarken, Bezugsscheine, Schwarzmarkt und Kohlenklau sind noch nicht vergessen, als Wolf, mit sechs Gleichgesinnten, am 25. August 1949, den Segelsportverein Wiking gründet. Eine Heraus-forderung für den damals 19jährigen, in prekärer Zeit.
Geboren am 6. September 1929 in Bremen, lebte er am Kriegsende mit der Familie in Freising. In der Kriegszeit war er zum teilweisen Ernährer der Familie geworden - und zum Kajakfahrer auf der Isar.
Bootsbauer war sein Berufswunsch. 1945 kam er zurück in den Norden und hat eine Anstellung als Zimmermann gefunden. Man musste flexibel sein. Dieser Pragmatismus zeichnete den Familienmensch Wolfhard Rau zeitlebens aus. Gegen Zigaretten eingetauschte Bretter und das daraus gefertigte erste Paddelboot, ein Rennsegelkanu, der Stahl-Jollenkreuzer, der Eigenbau eines 30m² Kielschwert-Jollen-kreuzers sind Stationen auf dem Weg zu seiner Kluntje.
Ab 1977 baut er seine niederländische Zeeshouw aus. Alle, die dabei waren, erinnern sich an die eiskalte Überführung des Kaskos und viele Stunden an der Bandsäge und am Abrichter.
Den Beruf des Zimmermanns hat er inzwischen gegen die Selbstständigkeit im Handel eingetauscht, was sich als veritable Belastung für sein Zeitkonto herausstellt. Seit 1960 ist er nun mit Liselotte verheiratet. Seine Frau wird zum wichtigsten Kumpel der Fülle an beruflichen und ehrenamtlichen Ambitionen gerecht zu werden. Er arbeitet von 1968 bis 1982 als Fachwart Wassersport im Kreissportbund mit und prüft Führerscheinanwärter für den Deutschen Seglerverband. Als Vorsitzender führt er den Segelsportverein Wiking durch schwierige Fahrwasser, ein Amt das er 57 Jahre lang inne hat. Der LSB-Niedersachsen verleiht ihm für seine Tätigkeit die silberne Ehrennadel. Vom KSB Grafschaft Hoya erhält er die Goldene Verdienstnadel, drei Jahre später den Ehrenbecher. Der Deutsche Hochseesport-verband Hansa verleiht ihm die bronzene Ehrennadel. Die Goldene Verdienstnadel des Gemeindesportrings Weyhe erhält er im Jahr 1985. Er wird Ehrenmitglied in seinem Segelverein. Es folgen weitere Ehrenbecher und Ehrennadeln. Im Jahr 2002 verleiht ihm der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Wolf hat dieses Leben gerne gelebt. Er ist der fröhliche Mittelpunkt vieler Gesprächsrunden, singt im Shantychor der Kogge und organisiert Segelreisen in sein geliebtes Holland. Mit Toleranz und Offenheit hat er den SV-Wiking auch für schwierige Charaktere geöffnet, die in anderer Stelle bereits aufgegeben hatten. Nicht wenige sind heute noch dabei. Seinem Verhandlungsgeschick verdankt der Verein die Liegeplätze im Wieltsee, weil er den Durchstich zur Weser mit der Behörde vereinbaren konnte. Einen knorrigen Kieswerkbesitzer davon zu überzeugen ein Stück Wasserfläche herzugeben unterstreicht seine bodenständige Art das Gute in Menschen zu erschließen. Bezahlbaren Wassersport für viele zu ermöglichen war immer sein Anspruch an den Segelsportverein Wiking. Der Verein hat ihn für sein Wirken zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Auch uns war es eine Ehre!
Am 13. April hat Wolf seine letzte Reise angetreten.
(Klaus Osterholz für der Segelsportverein Wiking e.V., erschienen in Sportschipper Ausgabe Juni 2013)